Lager Rollwald
Im Süden Rodgaus (Nieder Roden-Rollwald) befand sich das Strafgefangenen Lager Rollwald,
ein Arbeitslager, in dem die Nationalsozialisten auch politische Gefangene inhaftiert hatten.
Nach 1945 wurde von der Existenz des Lagers zunächst kaum gesprochen,
auf dem Gelände entstand die heutige Siedlung Rollwald und die meisten
Spuren des Lagers sind inzwischen verschwunden.
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Geschichtliche Aufarbeitung/ Förderverein
Die ersten Versuche zur Aufarbeitung der Geschichte und die Errichtung eines
Gedenksteins auf dem Gelände des ehemaligen Lagerfriedhofs wurden nicht gerne gesehen.
Seit 1993 wird jedes Jahr im November an dem Gedenkstein der Verfolgten und Opfer gedacht.
Seit Anfang 2000 hatte sich ein Förderverein (Verein zur Historischen Aufarbeitung der Geschichte des Lagers Rollwald) mit der wissenschaftlichen
Aufarbeitung der Lagergeschichte beschäftigt, alle bisher verfügbaren Erkenntnisse aus Quellen
in Rodgau zusammengetragen und die Histoikerin Dr. Heidi Fogel mit detaillierten
Recherchen in Archiven und erst kürzlich freigegebenen Unterlagen und Dokumenten zum Lager beauftragt.
Das Ziel des Vereins war nach Auffassung der Mehrheit seiner Mitglieder mit der Veröffentlichung
der Forschungsergebnisse von Frau Dr. Fogel in einem Buch erreicht.
Im November 2004 wurde bei einer Feierstunde
in der Heinrich-Böll-Schule das Buch zusammen mit einer Ausstellung zur Lagergeschichte
der Öffentlichkeit präsentiert.
Im Dezember 2005 beschloss die Mitgliederversammlung
die Auflösung des Fördervereins.
Weiterführung durch munaVeRo
Der Verein MunaVeRo hat sich verpflichtet, im Rahmen seiner Aktivitäten gegen Rassismus und Vergessen
das Gedenken an das Lager Rollwald aufrecht zu erhalten und einen Teil der Arbeit des Rollwaldvereins
fortzuführen.
Seit 2006 organisieren wir die jährlichen Gedenkfeiern und verwalten auch die Ausstellung und verbliebenes Material/ Bücher
in diesem Sinne. Eine Vereinbarung darüber zwischen den Liquidatoren des Rollwaldvereins,
der Stadt Rodgau und munaVeRo wurde im April 2006 unterzeichnet.
Ausstellung zum Lager Rollwald
Vom 11. September bis 6. Oktober 2006 haben wir sozusagen als erste Amtshandlung die Ausstellung zum
Lager für ein breiteres Publikum im Kreis Offenbach im Foyer des Kreishauses in Dietzenbach gezeigt.
Dort hat sie (am 29. Septenber) auch einer der wenigen
noch lebenden Lagerinsassen besucht. Er war 1943 im Alter von 20 Jahren in das Lager überstellt worden und kam nun
mit 84 Jahren zum ersten Besuch nach 1945.
Vom 13. – 23. November 2006 haben wir die Ausstellung auch erstmals am Ort des
Geschehens gezeigt - vor allem zur sachlichen Information der Anwohner Rollwalds,
aber auch für Menschen aus der Umgebung. Damit verbunden hatten wir ein
Veranstaltungsangebot für Information und Diskussion an Schulklassen.
Wir freuen uns sehr, beide Ziele erreicht zu haben, denn es waren
während dieser Zeit insgesamt ca. 240 Menschen, darunter 4 Schülergruppen in der Ausstellung.
Dies hat auch dazu geführt, dass Ablehnung und Schweigen dem Thema gegenüber bei "alten Rollwäldern"
praktisch verschwunden sind
und in Rollwald offener über das Lager und die Erinnerungen der Menschen gesprochen werden kann.
Rodgauer Geschichtspfade
Nach Aufbereitung in 2009 konnten wir 2010 eine Tafel mit kurzgefassten Informationen zum Lager
im Rahmen der "Rodgauer Geschichtspfade" fertigstellen. Sie wurde auf Kosten der Stadt hergestellt und
steht seitdem in Rollwald beim Kindergarten in der Straße "Am Kreuzberg", unweit der Stelle,
wo sich der Eingang des Lagers befunden hat. Die Tafel verweist als Station 9 in der
Liste der geschichtsträchtigen Orte in Nieder-Roden auf die Position des ehemaligen Strafgefangenen-Lagers.
Mit einem Eintrag der Tafel wird bereits seit 2010 auf die "Schautafeln am Gedenkstein" hingewiesen, deren Herstellung aber noch
geraume Zeit benötigt hat.
Tag des offenen Denkmals 2013/ Ausstellungserweiterung
Zum Tag des offenen Denkmals im September 2013 haben wir die bestehende Ausstellung - vorerst nur digital -
um 3 Tafeln erweitert, die für eine ganztägigge Präsentation im letzten verbliebenen Lagergebäude,
der ehemaligen Arrestbaracke, durch die Stadt Rodgau großformatig ausgedruckt wurde.
Die Herstellung einer unempfindlichen - als Wanderausstellung geeigneten - Neuauflage der (erweiterten)
Ausstellung konnte aus Kostengründen bisher nicht verwirklicht werden.
Verbunden mit dem Besuch der Ausstellung haben wir den Tag über Führungen durch Rollwald angeboten, die von
über 70 Besuchern genutzt wurden.
Schautafeln/ Gestaltung der Gedenkstätte
(Foto: rowo)
Im März 2014 konnten wir endlich 3 doppelseitige Tafeln in sternförmiger Anordnung
um eine Mittelsäule auf dem Gelände der Gedenkstätte aufstellen lassen.
Die 6 Flächen geben Besuchern der Gedenkstätte in deutscher, englischer und französischer Sprache
eine Übersicht über die Geschichte des Lagers von seiner Errichtung bis hin zur Befreiung
und zur Gründung des Ortsteils Rollwald.
Die Enthüllung und Einweihung fand 2014 am 26. März, dem Tag der Befreiung des Lagers durch die Amerikaner statt.
Die Gedenkstätte selbst ist seit September 2014 durch eine kleine Tafel am Rand als Station Nr. 10 im Rahmen der Rodgauer Geschichtspfade ausgewiesen.
Wegweiser zur Gedenkstätte
Noch fehlt eine Ausschilderung (Wegweiser) von der Landesstraße zur Gedenkstätte. Immerhin ist es uns aber gelungen,
bei Google-Maps einen Eintrag auf die Position der Gedenkstätte zu plazieren.
Wo ist in Zukunft die Information zu Rollwald zu finden?
Informationen zur Geschichtlichen Aufarbeitung und um das Lager Rollwald wurden in den lezten Jahren
auf der Internetseite des Fördervereins angeboten, die nach der Auflösung des Vereins
noch bis zum Dezember 2006 weiter existierte.
Die wichtigsten Informationen daraus haben wir übernommen und werden sie immer wieder schrittweise
überarbeiten, verdichten und aktualisieren. Ob/ bzw. wann wir die Zeit für eine komplette
Überarbeitung und Neugestaltung der Seiten finden, steht in den Sternen.
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