Inhalte:
„Bayertolla"
Stoiber - ein radikaler Ausländer vor dem wir Angst haben müssen?
Gedicht:
Kein Land ist fremd ...
(„doppelte Sprachbürgerschaft"
)
"Ist Deutschland wieder einmal in Gefahr?" Sachliche Informationen zur Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft.
Bericht zur Podiumsdiskussion „Gräben graben oder Brücken schlagen? - Rodgau und die Fremden." vom 13.11.98
Doppelte Staatsbürgerschaft in den meisten EU-Staaten erlaubt
Religiöser Dialog zwischen Christen und Muslimen - auch eine Form der Verständigung.
Sinti und Roma - Eine vergessene
Minderheit -
Besuch im
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Roma und Sinti.
Bericht über den Länderabend Belgien am 21.11.98
Positive Bilanz auf der Jahreshauptversammlung 17.1.99
13. März, Bürgerhaus Niederroden: Multinationaler Abend 1999
Auswertung / Ergebnisse des Jugendwettbewerbs
Minderheiten in Deutschland:
deutscheTürken und türkische Deutsche; Sinti, Roma und „Zigeuner"
Internationales Lesecafé zieht um
„Bayertolla" Stoiber - ein radikaler Ausländer vor dem wir Angst haben müssen?
(Abdruck
mit frdl. Genehmigung STERN-Syndication vom 10.2.99)
Man ist eigentlich daran gewöhnt, daß im Wildbad Kreuth die CSU-Kreuther ins Kraut schießen - egal, ob nun Beschlüsse daraus werden, oder ob es nur bei Sprüchen bleibt. Nur das Süppchen, das "Kräuterhexer" Stoiber uns daraus kocht setzt allem bisherigen die Krone auf.
Die Ausländerpolitik der rot-grünen
Koalition gefährde die Sicherheit in Deutschland stärker, als
der Terrorismus der RAF in den 70er und 80er Jahren tönt er - eine
starke und zugleich schlimme Aussage, mag er sonst auch aus seiner Sicht
sachliche Argumente gegen die Ausländerpolitik der Regierung vorbringen.
Über die könnte und sollte man reden.
Edmund Stoiber ist beileibe kein Dummkopf, sondern er weiß genau, was er tut - das macht die Sache noch schlimmer.
Er riskiert, daß die vielerorts mühsam bekämpfte Ausländerfeindlichkeit wieder offen und ohne Scheu gezeigt werden kann - weil man sich durch Vertreter einer christlich-demokratischen Partei bestätigt fühlt - und damit verbunden riskiert er die Gefahr neuer Ausschreitungen.
Er schürt bewußt die Angst
vor Ausländern und Überfremdung und will sich bei den verunsicherten
Bürgern als Retter vor der Bedrohung unserer deutschen Lebensform
und Bräuche, auch wohl als der eigentlich starke Mann in der CDU/CSU
profilieren. Er spekuliert darauf, mit der Stimmungsmache gegen die Doppelstaatsbürgerschaft
und der von ihm geforderten und auf den Weg gebrachten Unterschriftenaktion
eine Mehrheit bis hin zum rechten Rand hinter sich zu bringen.
Herr Schäuble und große
Teile der CDU haben seinen Vorstoß in sichtlicher Hilflosigkeit gegen
Warnungen und teils heftige Proteste aus den eigenen Reihen aufgegriffen
und damit gutgeheißen. Das ist fast noch schlimmer, als Stoibers
Äußerungen.
Zumindest den Beifall von rechts hat Stoiber bereits bekommen. Beifall kommt von überall, wo "gesundes Volksempfinden" schwierige Zusammenhänge gar nicht erst zu verstehen versucht, sondern begierig auf einfache Lösungen und Parolen wartet.
Hier fühlt man sich durch seine
Äußerungen bestätigt, aber die Gefahr ist groß, daß
er nicht sich und der CDU/CSU, sondern den radikalen Gruppen und Parteien
am rechten Rand mehr Wähler zutreibt.
Der Ausgang der Hessenwahl ist ein deutliches Zeichen, daß seine Saat aufgeht. Allerdings ist es in Hessen der CDU selbst gelungen, aus dieser gefährlichen Kampagne Kapital zu schlagen. Beim Fußball wären sie wegen Regelverstoßes mit einer Roten Karte vom Platz verwiesen worden.
Welcher Flurschaden damit angerichtet wurde, wird erst später erkennbar und es ist fast zu fürchten, daß der augenscheinliche Erfolg alle besonnenen Mahner in der CDU bis auf weiteres mundtot machen wird. Wer kann sich schon gegen ein solches Erfolgsrezept wehren?
Die „rein sachliche Botschaft" kam natürlich „voll rüber": ein junger Mann in Sprendlingen wußte, welche Gefahr von dem Gesetzentwurf zur doppelten Staatsbürgerschaft drohte: daß in Sprendlingen die Bratwurst verboten wird!
Wer kann da noch zweifeln, daß die CDU wegen ihres besseren Programms gewonnen hat?
Mit seinen markigen Worten hat Herr Stoiber gleichzeitig eine schlimme Verbindung hergestellt.
Wen meint er, wenn er auf Gefahren, schlimmer als durch die RAF (die kaltblütig bombende und mordende selbsternannte „Rote Armee Fraktion") anspielt? Will er nur Angst schüren, sollen wir alle Ausländer als mögliche Verbrecher und Terroristen ansehen? Wenn er nur das meinte, wäre es schon schlimm genug.
Ich glaube aber an keine zufällige Nennung der „RAF" sondern vermute noch ein Zweites. Denn woraus ist schließlich die RAF hervorgegangen - aus Teilen der APO, der Außerparlamentarischen Opposition, die während der Zeit der großen Koalition aus CDU/CSU und SPD im Umfeld der Studentenbewegung entstanden ist.
Von allen, die in dieser unruhigen
Zeit um 1968 die Universitäten bevölkerten und dort ihr politisches
Bewußtsein entwickelt haben, spricht man heute als der 68er Generation.
Nun gehören auch manche Mitglieder der jetzigen Bundesregierung zur 68er Generation, die inzwischen den Marsch durch die Institutionen hinter sich hat.
Alles klar? Was kann man von solch
verdächtigen Gesellen (wollte sagen: Regierungsterroristen) denn erwarten?
Die demokratischen Parteien, auch die bis 1969 an der Regierung beteiligte CDU/CSU, wollten damals keine Außerparlamentarische Opposition von links, sondern erhoben den Anspruch, daß politische Entscheidungen nicht von der "Straße", sondern in den Parteien und politischen Gremien getroffen werden sollten.
Volksentscheide sind von der CDU/CSU
auch in der Regierungszeit von Helmut Kohl immer wieder als Mittel politischer
Willensbildung abgelehnt worden.
Warum will Herr Stoiber heute nicht
die Entscheidung der demokratischen Gremien abwarten, sondern sich das
Recht nehmen, eine Diskussion und Beschlußfassung im Parlament durch
Kampagnen und Willensäußerungen der "Straße" (die Unterschriftensammlung)
zu beeinflussen? Damit begibt auch er sich auf die Ebene einer Außerparlamentarischen
Opposition - diesmal aber einer von rechts!
Ich hoffe inständig, daß
die angezettelte Kampagne eine Lösung nicht verhindert, die gemeinsam
von allen Teilen der Bevölkerung getragen werden kann, für die
Grundgesetz und Menschenrechte die entscheidenden Maßstäbe des
menschlichen Zusammenlebens sind.
Ich wünsche der Regierung bei
der Verhandlung der neuen Gesetze Umsicht, Weitsicht und Standfestigkeit,
damit endlich ein Weg gefunden wird, wie wir in Deutschland mit Ausländern,
Asylanten und Flüchtlingen menschlich umgehen können, gerade
indem klare Voraussetzungen und Regeln für eine Einwanderung und Einbürgerung
in verkraftbarem Umfang geschaffen werden. Ich hoffe weiterhin, daß
auch die CDU/CSU Parteien an den erforderlichen Regelungen mitarbeiten
und sie politisch mittragen.
Dazu ist allerdings erforderlich, daß sich Besonnenheit, Toleranz und politische Fairneß gegen dumpfen Nationalismus und eiskalte Machtpolitik durchsetzen.
Wir brauchen keine Fundamentalisten in Deutschland - auch keine aus dem Freistaat Bayern, wie die Illustrierte Stern in Ihrem Titelbild Herrn Stoiber als „Bayertolla" bereits dargestellt hat.
(Rudolf Ostermann)
Ni jedna zemlja..
Kein Land ...
Ni jedna zemlja
nije tuda
ako u njoj
bar jedan osmijeh.
Ni jedna zemlja
nije tuda
kad shvatiš da sunce
pripada svima....
Kein Land ist fremd
wenn es ein Lächeln
darin gibt,
kein Land ist fremd
wenn Du erkennst,
daß die Sonne allen gehört
(Ljubica Perkman)
"Ist Deutschland wieder einmal in
Gefahr?" Sachliche Information zur Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft
In diesen Tagen war schon wieder Wahlkampf
in Hessen. Aber neben den üblichen Plakaten mit den freundlich oder
verantwortungsvoll auf uns herabblickenden Gesichtern gab es diesmal etwas
Neues: Bei der CDU konnte man sich in eine Liste eintragen und damit gegen
die doppelte Staatsbürgerschaft protestieren. Was ist der Hintergrund?
In den meisten EU-Ländern gibt
es eine Kombination aus dem "ius sanguinis" (d.h. man erhält die Staatsbürgerschaft
durch Abstammung) und dem "ius soli" (d.h. Staatsbürgerschaft nach
dem Land, wo man aufwächst und lebt). Bei unseren Nachbarn ist das
"Problem" mit der Einbürgerung und der doppelten Staatsangehörigkeit
mal so, mal so gelöst (siehe hierzu die Übersicht an anderer
Stelle). Wer eingebürgert wird, kann meistens seine alte Staatsangehörigkeit
behalten, wenn er das will. In der Praxis gibt es damit keine Probleme.
In Deutschland gilt das Recht aus dem
letzten Kaiserreich (1871-1918): Die Staatsangehörigkeit wird von
den Eltern geerbt. Es besteht die Möglichkeit, eingebürgert zu
werden, aber dann muß man bestimmte Bedingungen erfüllen. Dazu
gehört, zumindest im Prinzip, daß man die bisherige Staatsangehörigkeit
aufgibt. (Weitere Einzelheiten stehen im Faltblatt "Die Einbürgerung"
des Ausländerbeirates, das wir diesem Heft beilegen.)
In der Praxis wohnen in Deutschland
inzwischen mehr als 2 Millionen Deutsche, die neben der deutschen noch
eine andere Staatsangehörigkeit besitzen. Dazu gehören Aussiedler,
die ihre polnische, sowjetische, usw. Staatsangehörigkeit beibehalten
durften. Es gibt auch Deutsche, die eine Ausländerin oder einen Ausländer
geheiratet haben und dadurch automatisch die Staatsangehörigkeit des
Ehepartners dazu bekommen haben. Viele Kinder aus binationalen Ehen sind
Doppelstaatler. Und eben auch viele Ausländer, die schon in der Vergangenheit
unter Hinnahme der Mehrstaatlichkeit eingebürgert wurden. Denn Ausnahmen
gibt es viele, je nach Herkunftsland.
Die neue Bundesregierung will mit den
Vorbehalten dagegen jetzt aufräumen. So wie es nie Bedenken gab oder
gibt, wenn ein Deutscher zusätzlich Staatsbürger eines anderen
Landes wird, so will man die Mehrstaatlichkeit als Hinderungsgrund bei
der Einbürgerung fallenlassen. Denn wer hier wohnt und als vollwertiger
Staatsbürger dazugehört, wird sich auch emotional stärker
mit seiner zweiten Heimat verbunden fühlen. Das fördert die Identifizierung
und die Integration. Das ist eigentlich nichts Besonderes, und damit schafft
Deutschland den Anschluß an das übrige Europa. Sind jetzt alle
glücklich und zufrieden?
Mitnichten! Denn die CDU/CSU wehrt sich mit Händen und Füßen und versucht, die Bevölkerung dagegen zu mobilisieren. Zu den Entgleisungen des Herrn Stoiber wird an anderer Stelle etwas gesagt.
Leider hat auch in Hessen die CDU die
Unterschriftenaktion übernommen. Die Erfahrungen, die einige von uns
an den Unterschriftenständen gemacht haben, bestätigen die Befürchtungen:
Bei der Diskussion auf der Straße sind die Fronten klar, und wer
sich als Ausländer zu erkennen gibt, wird gleich als Gegner betrachtet.
Dort wird dann nicht mehr argumentiert oder nachgedacht, sondern gerufen
und geschimpft.
Die Gegenargumente, die man dort hört,
haben übrigens kaum etwas mit dem eigentlichen Thema zu tun. Was unterschwellig
mitklingt ist: Viel Unwissen, Unsicherheit, die Angst vor Überfremdung
und die Angst vor Gewalt. Um diese Verunsicherung ging es den Polit-Strategen
wohl letztlich. Und das wurde auf dem Höhepunkt des Wahlkampfes erfolgreich
eingesetzt!
Viele prominente Mitglieder der CDU
haben die negativen Auswirkungen, die Klimaveränderung und Polarisierung
vorhergesehen und davor gewarnt. Auch in Rodgau haben wir von Freunden
aus der CDU sehr vernünftige, besonnene und nachdenkliche Stimmen
gehört. Wir hoffen, daß diese sich am Ende doch noch werden
durchsetzen können. Vorerst, nach dem Gewinn der Hessenwahl, haben
erst einmal die anderen Oberwasser!
(Peter Konrad/
Jean-Pierre Luyten)
Podiumsdiskussion: "Gräben
graben oder Brücken schlagen? - Rodgau und die Fremden"
Unter diesem Titel fand am Freitag, den 13. November 1998 im Sozialzentrum in Nieder Roden eine Podiumsdiskussion statt. Dabei kam aus aktuellem Anlaß ein - wie sich bald zeigte - schwieriges und nicht immer appetitliches Thema zur Sprache.
Im Podium saßen der Bürgermeister
Thomas Przibilla, Dr. Rudolf Ostermann als Vorsitzender von munaVeRo und
Jean-Pierre Luyten als Vorsitzender des Ausländerbeirates.
Die Podiumsdiskussion wurde vom Ortsverband
Bündnis 90 / Die Grünen organisiert und von Winno Sahm souverän
und besonnen moderiert. Ich denke, er verdient besonderes Lob dafür,
daß es ihm gelang, diese schwierige Diskussion immer wieder auf eine
sachliche Ebene zurückzubringen. Sie bewegte sich zwischen dem Bemühen
um Verständigung und Wahrung der Menschenwürde einerseits und
der geballten Empörung Betroffener über „ungewöhnliche Formen
des Sozialverhaltens und der hygienischen Entsorgung" einer Gruppe Menschen
wie es sich in der vornehmen Sprechweise Winno Sahms anhörte.
Was war geschehen? Vor über einem Jahr gab es am Badesee die sogenannte Zigeunerhochzeit, die für erheblichen Ärger und in der Presse für negative Schlagzeilen gesorgt hat. Die Anwohner sprachen von über 200 Menschen in 25 Wohnwagen, die feierten, mehr als 2 Wochen blieben und das Gelände im Umfeld stark verschmutzt zurückließen. Die Reinigungsmaßnahmen erforderten mehrfachen Einsatz von Angestellten des Bauhofs und sollen dem Vernehmen nach eine fünfstellige Summe gekostet haben. Über die Details gab es zeitweise im Wortsinn eine regelrechte „Scheißdiskussion" wie es ein Teilnehmer auf den Punkt brachte.
Zu den Merkwürdigkeiten der Diskussion gehörte die Äußerung einer Anwohnerin aus der Umgebung des Badesees, die allen Ernstes behauptete, daß die Exkremente ihres im betroffenen Gelände regelmäßig „einsitzenden" Hundes sich - im Gegensatz zu denen von „Zigeunern" - in kürzester Zeit in Nichts auflösen würden.
Was uns und offensichtlich einige weitere
nachdenkliche Menschen betroffen gemacht hatte, waren zwei Aktionen, die
im Anschluß in Presse und Öffentlichkeit nicht bedauert, sondern
fast als beherzte Heldentaten begrüßt wurden.
Zweimal waren inzwischen Wohnwagen „vor den Toren der Stadt aufgetaucht" aber der Versuch, am Badesee oder auf dem Festplatz zu lagern, wurde in beiden Fällen sofort vereitelt.
Aufmerksame Bürger schlugen rechtzeitig Alarm, und eine Allianz aus Feuerwehr und Angestellten des Bauhofs sorgte gemeinsam mit Vertretern von Stadt und Polizei für eine „reibungslose Weiterfahrt", wohin auch immer. Da wurden Zufahrten blockiert und sogar in „mittelalterlicher Methode" ein Graben um den Festplatz ausgehoben, um Wiederholungen zu verhindern.
Um wie ein Diskussionsteilnehmer provozierend
vermutete: „Rodgau zigeunerfrei" zu halten?
Allerdings sprachen die lobenden Zeitungsartikel nicht von Zigeunern sondern nannte sie Landfahrer oder noch behutsamer „Roma oder Sinti", was jedoch an der zustimmenden Berichterstattung nichts änderte.
Da standen dann sogar auf der gleichen Seite Berichte oder Kommentare voller Bedauern über die Verbrechen an den Juden im Allgemeinen und der Familie Reinhard im Besonderen, die nicht wieder vorkommen dürften und daneben die klammheimliche Freude über die Vertreibung der Landfahrer.
In den Artikeln wurde kein Gedanke daran verschwendet, ob die Vertriebenen denn mit der ersten, so negativ aufgefallenen Gruppe irgend etwas zu tun hätten und es klang auch kein Bedauern mit.
Das war schon mehr als gedankenlos, das war entlarvend!
Eine Sippenhaft und Vorverurteilung
aller Roma und Sinti-Gruppen für Verfehlungen einer einzigen, eine
„präventive Vertreibung" aus Rodgau ohne Ansehen der Personen darf
es nicht geben. Dagegen haben wir ganz entschieden Stellung bezogen und
ein besonnenes Vorgehen der Stadt eingefordert.
Vielleicht kann Rodgau als kleine Stadt keine beliebig großen Gruppen verkraften. Vielleicht sollte man auf Dauer sogar auf Kreisebene nach Lösungen mit speziell eingerichteten Standplätzen suchen, derzeit gibt es die allerdings nicht. Vertreiben nach dem St. Floriansprinzip, Gräben um Plätze ziehen und eine allgemeine „Bürgerwehr-Stimmung" entstehen lassen, mit der Gefahr, daß es irgendwann im Übereifer zu Ausschreitungen kommt - das darf jedenfalls nicht das einzige sein und bleiben, was einer intelligenten Stadtverwaltung zu dem Thema einfällt.
Und irgendwo müssen sie bleiben
können, es sind schließlich Menschen.
Da auch wir von munaVeRo bisher wenig über „Zigeuner" wußten, haben wir uns vor der Diskussion informiert und nach Stellen umgeschaut, bei denen wir uns bzw. die Stadt sich Rat und vielleicht Hilfe holen könnte.
Dabei hatte ich ein ausführliches
Gespräch mit einem Vertreter der Roma-Union in Frankfurt, die sich
zwar nicht für die Region zuständig fühlt, aber doch bereit
wäre mit Rat zu unterstützen. Einige Ratschläge, welche
Vorkehrungen hinsichtlich geeigneter Lagerplätze und deren Einrichtung
zu treffen wären, konnte man mir dabei geben. Allerdings mußte
ich gleichzeitig hören, daß selbst dort, wo Geld zur Einrichtung
von solchen Plätzen bereits vorhanden ist, dies meist von den Anwohnern
nicht zugelassen wird. „Nicht hier bei uns" - heißt es überall
nach dem St. Floriansprinzip. Große zentrale Lagerplätze gibt
es so gut wie nirgends .
Nachdem der Bürgermeister anfangs die Maßnahmen der Stadt verteidigte, war doch auch bei ihm das Unbehagen an der Entwicklung zu erkennen, zumal nach seinen Worten sich in den Jahren vorher bereits häufiger kleinere Romagruppen ohne derartige Probleme in Rodgau aufgehalten hätten.
Er signalisierte daher seine Bereitschaft,
vernünftige Lösungen zu suchen oder entsprechende Vorschlägen
aufzugreifen, wobei für ihn verständlicherweise das Interesse
im Vordergrund stünde, die Stadt von unkalkulierbaren Kosten freizuhalten.
Dies Einlenken auf eine Linie der Vernunft
wurde ihm allerdings von einigen Teilnehmern nicht gedankt, die ihn gerade
zuvor für das „entschlossene Handeln" der Stadt gelobt hatten. Als
er, mehrfach unterbrochen, darum bat, seine Rede doch allein fortsetzten
zu dürfen, wurde ihm von einer aufgebrachten älteren Dame ein
spitzes: „daran müssen Sie sich gewöhnen!" entgegengeschleudert.
Spätestens hier war klar, daß
die Ereignisse am Badesee noch lange nicht vergessen werden und die entstandene
Ablehnung gegen die „Zigeuner" sich nicht von heute auf morgen von selbst
verflüchtigen wird.
Wir haben uns dafür ausgesprochen, die entstandene Abwehrhaltung in der Bevölkerung durch Aufklärung über die Besonderheiten der Roma und Sinti abzubauen, dadurch, daß man sich bemüht, sie und ihre Geschichte besser kennen zu lernen und ihre Andersartigkeit zu verstehen. Dieser Vorschlag stieß bei der Mehrheit der Teilnehmer auf Zustimmung und Interesse, und unser Angebot, munaVeRo könne eine entsprechende Informationsveranstaltung vorbereiten und dafür geeignete Referenten suchen, wurde sehr begrüßt.
Inzwischen haben wir uns selbst bemüht, mehr von der Geschichte der Roma und Sinti zu erfahren. Im Januar waren Peter Konrad und ich in Heidelberg und haben das Dokumentationszentrum des Zentralrats der deutschen Sinti und Roma besucht. (Siehe Bericht in dieser Zeitung) Wir planen, eine Informationsveranstaltung voraussichtlich nach den Osterferien und im Anschluß einen Besuch in Heidelberg für Interessierte zu organisieren.
(Rudolf Ostermann)
Doppelte Staatsbürgerschaft
in den meisten EU-Staaten erlaubt
Bonn, 4. Januar (AFP) - Während
die rot-grünen Pläne für die doppelte Staatsbürgerschaft
in Deutschland neuen Parteienstreit ausgelöst haben, ist dies in den
meisten Nachbarstaaten längst kein Thema mehr. In der Europäischen
Union machen es nur Luxemburg, Österreich, Schweden und Spanien dort
lebenden Ausländern ähnlich schwer, sich staatsbürgerrechtlich
einzugliedern, wie bislang die Bundesrepublik. In den übrigen Ländern
gilt mehr oder minder uneingeschränkt das "Territorialprinzip": Kinder
von Ausländern erhaltende Staatsangehörigkeit des Landes, in
dem sie geboren sind, ohne auf die Nationalität ihrer Eltern verzichten
zu müssen.
Auf Grundlage von Angaben der europäischen
Statistikbehörde Eurostat dokumentiert AFP die wichtigsten Merkmale
des Staatsangehörigkeitsrechts in anderen EU -Staaten:
FRANKREICH kombiniert
das ,,jus sanguinis" (Blut- bzw. Abstammungsrecht
mit dem "ius soIi" (Recht des Bodens bzw. Territorialitätsprinzip).
Grundsätzlich gilt: Franzose ist, wer ein französisches Elternteil
hat. Kinder von ausländischen Eltern erhalten mit 18 Jahren automatisch
die französische Nationalität, wenn sie bis dahin mindestens
fünf Jahre im Land gelebt haben. Außerdem können Ausländer
ein Jahr nach der Heirat mit einem Franzosen oder einer Französin
die französische Staatsbürgerschaft bekommen,
In GROSSBRITANNIEN
erwirbt ein Kind die britische Staatsangehörigkeit, wenn ein Elternteil
Brite ist oder seinen ständigen Wohnsitz im Lande hat. Wie in Frankreich
muß deshalb eine andere Nationalität nicht abgegeben werden.
Für eine Einbürgerung reicht es schon, fünf Jahre in Großbritannien
gelebt zu haben und die Absicht zu haben, dort dauerhaft zu bleiben.
Auch in den NIEDERLANDEN
können sich Ausländer schon nach fünf Jahren einbürgern
lassen, ohne dabei ihre erste Staatsbürgerschaft zu verlieren. Grundsätzlich
richtet sich die Nationalität nach der Abstammung. Für Kinder
von Ausländern, die in den Niederlanden geboren sind, gilt jedoch
das Territorialitätsprinzip.
In BELGIEN
erhalten Kinder von Ausländern mit geringem Aufwand einen belgischen
Paß, in der zweiten Generation sogar automatisch. Die Einbürgerung
von Ausländern, die nicht in Belgien geboren sind, ist nach fünf
Jahren möglich, ohne Verlust einer zweiten Staatsangehörigkeit.
In ITALIEN
geborene Kinder haben automatisch auch die italienische Staatsbürgerschaft.
Eine Einbürgerung ist in der Regel nach zehn Jahren im Lande möglich
- ohne Verzicht auf die bisherige Nationalität.
In SPANIEN
haben alte Kinder von Vätern oder Müttern, die im Land gebaren
wurden, oder deren Abstammung nicht festgestellt werden kann, Anspruch
auf die spanische Staatsangehörigkeit. Diese kann außerdem nach
zehn Jahren Gebietsansässigkeit erworben werden: dabei muß jedoch
der Paß des ersten Heimatlandes abgegeben werden.
In PORTUGAL
erhalten Ausländerkinder einen portugiesischen Paß, wenn ein
Elternteil mindestens sechs Jahre im Lande gelebt hat und dies beantragt.
Die Aufgabe der zweiten Staatsangehörigkeit wird bei Einbürgerung
nicht verlangt.
In GRIECHENLAND
verlangt das Gesetz von Ausländern, die sich einbürgern lassen
wollen, zwar nicht, daß sie ihren ersten Paß abgeben. Dies
wird in der Praxis jedoch gern gesehen.
DÄNEMARK
gibt
dort lebenden Ausländern die Möglichkeit, sich nach sieben Jahren
einbürgern zu lassen. Dabei wird in der Praxis nicht mehr verlangt,
daß sie ihre erste Staatsbürgerschaft aufgeben, wie es noch
im Gesetz steht.
FINNLAND
verlangt zwar die Aufgabe der ersten Staatsbürgerschaft bei der Einbürgerung,
jedoch nicht für ausländische Ehepartner.
In DEUTSCHLAND,
SCHWEDEN, ÖSTERREICH, LUXEMBURG müssen dagegen Ausländer
generell ihren erster Paß abgeben, wenn sie die Staatsangehörigkeit
des Gastlandes erhalten. In Deutschland soll das nach dem WiIlen von Rot-Grün
noch in diesem Jahr geändert werden.
Aus: AFP-Meldung vom 05.01.1999
Religiöser Dialog zwischen Christen und Muslimen - auch eine Form
der Verständigung.
Die in den vergangenen Jahren geknüpften Kontakte zwischen der evangelischen Kirchengemeinde Nieder Roden und der muslimischen Gemeinde wurden im Rahmen der Friedenswoche fortgesetzt mit einem Gespräch über den Beitrag, den beide Religionen für die Menschenrechte und ein friedvolleres Leben leisten können.
Die
muslimischen Gesprächspartner stellten die fünf Grundprinzipien
des muslimischen Glaubens vor. Sie werden hier so referiert, wie sie von
unseren Gästen vorgetragen wurden. Wer sich schon mit dem Islam beschäftigt
hat, wird feststellen, daß es auch andere Richtungen dort gibt.
1. Gedankenfreiheit: Jeder darf in seiner Gedankenwelt leben. Weil Alkohol die Gedankentätigkeit beeinträchtigt, ist er, wie andere Rauschmittel auch, verboten.
2. Religionsfreiheit: Alle Menschen haben das Recht, nach ihrer Religion zu leben. Das gilt für die großen Religionen wie Buddhismus, Christentum, Islam und Judentum. Jeder Mensch muß die Wahrheit selbst finden. Daraus folgt der Toleranzgedanke.
3. Schutz des Lebens: Gläubige und Atheisten haben ein Recht auf diesen Schutz. Dazu heißt es: "Einen Menschen zu töten, ist so schwerwiegend, wie wenn man die ganze Welt getötet hätte." Im Kriegsfall, d.h. nur für den Verteidigungskrieg, gilt dieses Gesetz nicht.
4. Schutz der Familie: Für Muslime ist die Familie die Keimzelle der menschlichen Gemeinschaft, in der Männer und Frauen unterschiedliche Aufgaben und Verpflichtungen haben. Getrennte Eigentums-und Besitzrechte werden neben anderem im Ehevertrag geregelt. Kinder als Segen Gottes genießen besonderen Schutz. Es ist nicht erlaubt, ohne offizielle Eheschließung zusammenzuleben.
5. Schutz des Eigentums: Mit dem Besitz darf weder in illegaler Weise gearbeitet werden, noch darf jemand auf illegale Art und Weise zu Besitz kommen.
Von christlicher Seite sind dem die zehn Gebote entgegenzustellen. Dabei tritt, anders als im Islam, der Strafcharakter zurück. Es geht dem christlichen Glauben stärker um die Ermöglichung die Gebote im Sinne von "das was geboten ist " zu leben. Die Ehebrecherin wird z.B. nicht gesteinigt, wenn sie auch ihr Leben ändern soll. Der sich zu Unrecht bereichernde Zöllner kommt in der Begegnung mit Jesus, weniger durch Belehrung zu einem neuen Lebenswandel.
Als letzter Punkt wurde das Verhältnis
Religion - Staat angesprochen. Im Islam sollen die religiösen Gesetze
in allen Lebensbereichen gelten. Daher kann es eigentlich keine Trennung
von staatlicher Ordnung und religiösem Leben geben, die es im Christentum
vom Ursprung her gibt.
Am Ende des Abends war man sich einig,
daß dieses Gespräch fortgesetzt werden sollte. Es hilft, Verständnis
und Frieden zwischen diesen beiden Religionen, sowie auch das bessere Verständnis
des eigenen und des fremden Glaubens zu fördern.
Elske Ostermann-Knopp
Sinti und Roma - Eine vergessene Minderheit -
Besuch im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Roma und Sinti.
Viel wird zur Zeit über ein Mahnmal für die ermordeten Juden im nationalsozialistischen Deutschland gesprochen, teilweise sogar mit guten Argumenten. Oft wird dabei vergessen, daß es noch andere Gruppen gab, die von der faschistischen Vernichtungsmaschinerie 'erfaßt' waren: Behinderte, Homosexuelle, Sinti und Roma. Zur Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma, im Volksmund immer noch mit dem negativ belasteten Namen "Zigeuner" genannt, wurde vor zwei Jahren ein Dokumentationszentrum in Heidelberg eröffnet, das einen Besuch lohnt.
Die Dokumentation wurde nach modernsten museumspädagogischen Grundsätzen gestaltet, was vor allem bedeutet, daß sie keinen Moment lang ermüdend oder langweilig ist. Zeugnisse der Opfer, oft in Form von Briefen, wechseln ab mit Dokumenten, Tagesbefehlen usw. der Täter. Die Fotodokumente und vor allem die drei Videos, die in die Ausstellung integriert sind, sind erschütternd und werden niemanden gleichgültig lassen. Bilder aus dem Volksleben der Sinti und Roma zeigen, welchen Verlust die Unmenschen verursacht haben.
Die Ausstellung über die Geschichte
der Verfolgung der Sinti und Roma in Heidelberg, Bremeneckgasse 3, ist
täglich außer montags geöffnet. Führungen können
telefonisch unter 06221/981102 bestellt werden.
Der Verein MunaVeRo will übrigens
im Laufe des Frühjahrs eine Veranstaltung mit einer Vertreterin/ einem
Vertreter der Sinti oder Roma durchführen und hofft, dabei so viele
Informationen und so viel Verständnis vermitteln zu können, daß
fahrende Sinti oder Roma bei ihrem nächsten Besuch in Rodgau nicht
sofort wieder mit vereinten Kräften vertrieben werden. Im Anschluß
daran wollen wir - bei genügender Beteiligung - an einem Samstag oder
Sonntag das Dokumentationszentrum in Heidelberg gemeinsam besuchen.
Peter Konrad
Länderabend: Belgien
Nachdem im Mai unsere bolivianischen Freunde den Anfang gemacht hatten, waren am 21. November 1998 die Belgier an der Reihe, ihr Heimatland vorzustellen.
Den Anfang machte ein von der
Partnerschaftsvereinigung Dudenhofen-Nieuwpoort angebotener Diavortrag über die wichtigsten Städte auf dem Weg von Deutschland zur Küste: Lüttich - Leuven - Brüssel - Gent - Brügge - Oostende, wo sich dann eine Ausflug zu einem großen Vogelreservat anschloß.
Dann ging es an der Küste entlang
nach Nieuwpoort und ins Hinterland West-Flanderns. Der Vortrag zeigte eindrucksvoll
die historischen Städte und ihre vielen Baudenkmäler. Aber obwohl
nur die Städte auf der Linie Aachen - Oostende besucht wurden, hieß
es doch: "Zuviel, das kann man nicht fassen!" Beim nächsten mal werden
wir kleinere Brötchen backen müssen.
Nun, Brötchen gab es gar nicht,
dafür hatten Ljubica Perkmann und Martha Helmbold inzwischen Pfannkuchen
gebacken! Mit Käse und geriebenen Äpfeln! Lecker - und genau
das richtige, um die Stimmung zu lockern und den Magen zu beruhigen.
Jean-Pierre Luyten gab dann einen etwas
eigenwilligen Überblick über die "Belgische Geschichte für
Fettnäpfchentreter und solche, die es werden wollen". Ihm ging es
darum, zu zeigen, daß die belgische Geschichte mehr der von Frankreich,
Burgund, Spanien und Österreich als mit der von Deutschland verbunden
ist. Wußten Sie, welches von allen Völkern Galliens das tapferste
war? Nein? Dann lesen Sie mal nach, bei Cäsar oder bei Asterix. Und
hätten Sie gewußt, daß die germanischen Flamen mehr mit
den Engländern und Franzosen, die romanischen Wallonen mehr mit den
Deutschen zu tun hatten?
Als die innenpolitische Entwicklung
nach dem 2. Weltkrieg besprochen wurde, ging es natürlich in erster
Linie um die Dezentralisierung und um die Regelung der Konflikte zwischen
Flamen und Wallonen. Eine Besucherin, die aus dem deutschsprachigen Teil
Belgiens stammt, konnte anhand ihrer eigenen Erlebnisse in ihrer Jugend
erläutern, was sich dort inzwischen geändert hat. Und ein pensionierter
Armeeangehöriger berichtete über die Zustände in der Armee
früher und jetzt.
Jean-Pierre erzählte dann anhand
von Anekdoten davon, daß die zwei Weltkriege tiefe Wunden geschlagen
haben, gerade auch in der Umgebung von Nieuwpoort, und daß die Erinnerung
daran durchaus noch vorhanden ist. Das gab dann eine nahtlose Überleitung
zu den Pionieren aus der Verschwisterung mit Nieuwpoort. Diese berichteten
von den anfänglichen Schwierigkeiten in Nieuwpoort, als manche dort
mit den Deutschen nichts zu tun haben wollten. Daraus entwickelte sich
eine interessante und lebhafte Diskussion um den Sinn und das Ziel solcher
Städtepartnerschaften und um die Frage, ob und wie die Geschichte
auch bei den Jugendbegegnungen noch immer ein Thema sein soll.
Und so wurde es immer später.
Jean-Pierre, der etwa 20 verschiedene
Biersorten aus Belgien mitgebracht hatte, fing während der Diskussion
schon mal mit dem praktischen Teil seines Vortrages über belgisches
Bier an: Er schritt zur Tat und machte die ersten Flaschen auf. Seinen
Vortrag mußte er dann auf eine Kurzfassung beschränken, denn
auch so wurde es 22 Uhr, bis am Ende alles aufgeräumt war.
Zum Schluß muß doch noch
eine kritische Bemerkung gemacht werden. Die Veranstaltung war inhaltlich
gut vorbereitet und sie kam bei den Anwesenden gut an, aber ohne die Mitwirkung
und die Teilnahme der Mitglieder des Nieuwpoort-Vereins wäre es fast
ein Vortrag vor leeren Stühlen geworden. Eigentlich sollten gerade
solche Veranstaltungen des Vereins für alle Mitglieder Pflichttermine
sein.
Wie sollen wir uns denn gegenseitig
besser kennen lernen, wenn am Länderabend fast nur die Vertreter des
Landes oder der Nation, die sich uns allen vorstellen will, anwesend sind
und die anderen sich nicht dafür interessieren? Dann können wir
doch gleich alle daheim und für uns bleiben und wie so viele andere
unsere festen Vorstellungen - sprich Vorurteile - pflegen und jede Nation
kann ihren eigenen Verein aufmachen. Einen multinationalen Verein brauchen
wir dann auch nicht.
munaVeRo - Wochenende
Wir planen ein munaVeRo- Wochenende am 27./28. November 1999 auf der Burg Breuberg nahe Höchst im Odenwald.
Am Samstag Vormittag treffen wir uns z.B. vor dem alten Rathaus in Nieder-Roden. Von dort fahren wir zusammen zur Jugendherberge Burg Breuberg, um dort miteinander eine schöne Zeit zu verbringen und auch einmal zu übernachten. Dahin kann man problemlos auch die Kinder mitnehmen und wir werden für Betreuung und ein Kinderprogramm sorgen. Ideen dafür sollen aber auch unsere Mitglieder beitragen. Am Sonntag Mittag (je nach Beginn) ist offiziell Schluß, dann geht es nach dem gemeinsamen Mittagessen wieder heimwärts, oder wer möchte, kann noch etwas die Umgebung erkunden und wandern.
Was uns dort erwartet? Der Vorstand plant eine Mischung aus Entspannung, Gesprächen, Gruppenarbeit. Das Programm ist noch im Entstehen, aber es wird sich auf jeden Fall lohnen, dabei zu sein. Vorschläge für Diskussionsthemen sollten alle Mitglieder bald einreichen, wir werden sie soweit möglich berücksichtigen. Für ein von allen als besonders wichtig benanntes Thema können wir auch einen Referenten einladen.
Kosten pro Person: voraussichtlich ab ca. 40 - 50 DM einschließlich Übernachtung, in Abhängigkeit von der Art der Unterbringung und von den gewünschten Mahlzeiten.
Wenn genügend Kinder/ Jugendliche aus Rodgau mitfahren, können wir für Betreuer und jugendliche Teilnehmer bei der Stadt einen Zuschuß beantragen, der Verein wird die Ausrichtung und soweit benötigt, die restlichen Kosten für Betreuer und Referenten übernehmen.
Bereitschaft mitzumachen und Vorschläge
für Themen und Veranstaltungspunkte bitte umgehend bei einem der Vorstandsmitglieder
anmelden, eine verbindliche schriftliche Anmeldung muß spätestens
bis zum Sommer erfolgen! Je früher wir Zusagen erhalten, desto größer
ist die Chance, daß wir bzw. die Jugendherberge für unsere Erwachsenen
Mitglieder noch Unterbringungswünsche in kleineren Räumen berücksichtigen
kann.
Rudolf Ostermann)
Positive Bilanz auf der Jahreshauptversammlung
17.1.99
Die Jahreshauptversammlung von MunaVeRo
fand am 17.1.99, also wieder am Gründungstag des Vereins statt. Insgesamt
war eine positive Bilanz zu ziehen.
Auszüge aus dem Protokoll:
Anträge auf Änderung oder Ergänzung der Tagesordnung werden nicht gestellt. ...
Gegen das Protokoll der Jahreshauptversammlung vom 17.01.1998 werden keine Einwände erhoben.
Herr Ostermann teilt mit, daß zusätzlich zu den am 17.01.1998 von der Jahreshauptversammlung
gewählten Beiratsmitgliedern Herr
Malik, der zwischenzeitlich vom Ausländerbeirat benannt wurde und
Herr Heiser von der Heinrich-Böll-Schule zum Beirat gehören.
TOP 2: Bericht des Vorsitzenden
Herr Ostermann stellt eingangs fest,
daß der Verein mittlerweile nicht nur akzeptiert, sondern teilweise
sogar als moralische Instanz wahrgenommen und in Anspruch genommen wird....
Das Jahr 1998 brachte folgende Höhepunkte im Vereinsleben:
Jahreshauptversammlung mit der Wahl des neuen Vorstands
Multinationaler Abend
Beteiligung an der Kinderspielstadt Rödermark durch Frau Perkman
Länderabende Bolivien und Belgien
Lesung im Internationalen Lesecafe
Herausgabe einer Munavero-Zeitung
Jugendwettbewerb zur Verständigung
Podiumsdiskussion über die Landfahrer am Badesee Nieder-Roden (Veranstalter: Bündnis 90/Die
Grünen)
Weihnachtsmarkt Nieder-Roden
Daneben fanden an jedem ersten Mittwoch
im Monat außerhalb der Schulferien Stammtische statt. Das Jugendprogramm
kam dagegen etwas zu kurz ...
TOP 3: Die Rechnungsführerin berichtet
TOP 4: Bericht der Kassenprüfer / Entlastung des Vorstands :
Frau Helmbold verliest den ... Bericht
der Kassenprüfer/innen. Aufgrund dieses Berichts wird dem Vorstand
... die Entlastung erteilt;
TOP 5: Programm für 1999 / Diskussion :
Herr Ostermann stellt die Projekte vor, die im Vorstand für das laufende Jahr diskutiert wurden:
- Auswertung des Wettbewerb zur Verständigung und Preisvergabe
- Multinationaler Abend...
- Informationsveranstaltung über Sinti und Roma. ...
... Fahrt nach Heidelberg zum
Dokumentationszentrum über die Verfolgung der Sinti und Roma....
- Länderabende Philippinen und/oder Portugal
- Beitrag zur Kinderkarawane am 14. August in Jügesheim
- Munavero-Wochenende am 27.-28.11.
auf der Burg Breuberg. (für die ganze Familie)
(Konkrete Termine werden den Mitgliedern
mitgeteilt, sobald sie feststehen.)
Nach dem pünktlichen Ende der Hauptversammlung blieben die meisten Mitglieder noch zur anschließenden Jubiläumsfeier. Obwohl sich alle mit Appetit am Buffet bedienten, hinderte das nicht eine angeregte Diskussion untereinander und mit den anwesenden Gästen, wozu ein leichter Rotwein positiv anregte.
Neben Pfarrer Schwanke und Gattin als
treuen Gästen und mehreren spanischen Besuchern konnten wir uns diesmal
mit Winno Sahm und dem Stadtverordnetenvorsteher Edmund Brehm und Gattin
erstmals auch über Gäste aus der Politik freuen. Herr Brehm richtete
sich mit einem Grußwort an die Anwesenden und würdigte in seiner
Rede ausdrücklich die Idee und Arbeit des Vereins. Er überreichte
einen Umschlag mit einer Spende und blieb anschließend mit offensichtlichem
Interesse noch zu einem angeregten Gespräch mit Mitgliedern, Gästen
und der politischen Konkurrenz auf das eine oder andere Gläschen Rotwein.
Außer der Begrüßung der Gäste gab es für den Vorsitzenden am Abend noch eine zweite angenehme Pflicht und für die Betroffenen eine kleine Überraschung:
Er dankte Martha Helmbold für ihren unermüdlichen Einsatz bei fast allen Veranstaltungen des Vereins und überreichte ihr als Anerkennung einen kleinen Blumenstrauß. Margit Oberle vom Partnerkreis Puiseaux war im Vorjahr spontan und tatkräftig eingesprungen, als uns bei unserer Jugendfreizeit eine Betreuerin fehlte. Sie erhielt neben einem herzlichen Dankeschön eine kleine multinationale Süßigkeit - Pralinen aus sieben Ländern.
Je später der Abend, desto jünger
die Gäste: unser fleißiger kleiner Helfer von vielen Festen,
Fabian Beele kam mit seiner Mutter direkt vom Flughafen, wohin sie ihren
Besuch abgeliefert hatten. So war es doch noch möglich, auch ihm zu
danken und ihm eine Tafel Schokolade und eine Tüte Gummibärchen
zu überreichen, die er dann großzügig mit allen teilte.
Hatte sich die Veranstaltung zunächst gegen 21:30 schon begonnen aufzulösen, kamen überraschend noch einige vorher verhinderte Mitglieder als Nachzügler und so mußte uns der Hausmeister dann freundlich aber bestimmt hinauskomplimentieren, um zu seinem verdienten Feierabend zu kommen.
Multinationaler Abend 1999
Wir wollen auch 1999 wieder einen Multinationalen Abend veranstalten. Der Termin bleibt entgegen allen Diskussionen der 13. März, Ort das Bürgerhaus in Nieder Roden. An allen in Erwägung gezogenen Ausweichterminen sind entweder die Bürgerhäuser belegt, wegen Ferien oder Nähe zu Feiertagen keine Gäste zu erwarten oder die Gruppen, die uns bereits zugesagt haben, könnten nicht auftreten.
Wir werden also damit leben müssen, daß einige unserer Mitglieder wegen des Ehrenabends der Stadt nicht oder nur einen Teil der Zeit dabei sein können. Schade.
Für das nächste Jahr bedeutet
das, bei Stadt und IGEMO konkret nachfragen, wann die Ehrenabende sind
und nicht daran glauben, daß man ohne Nachfrage rechtzeitig darauf
hingewiesen wird, wenn der gewünschte Veranstaltungstermin damit kollidiert.
Diesmal im Programm:
GBS-Schulband (Rodgau), Spanische Mädchen
von Sangre Caliente (Groß Umstadt), Hand-to-Hand (Langen), Pfarrer
Kabarett (Babenhausen), Bolivianische Tanzgruppe, Türkische Jugend-Tanzgruppe
(Rodgau), Orientalische Tanzgruppe (Rodgau). Außerdem wollen wir
die Preisverleihung des Jugendwettbewerbs Verständigung vornehmen.
Wie immer sind wir für ein Gelingen dieser großen Veranstaltung auf die Einsatzbereitschaft und Unterstützung möglichst aller unserer Mitglieder und Freunde angewiesen.
Bitte halten Sie sich, wenn es irgend geht, diesen Termin frei und helfen Sie mit bei Planung, Vorbereitung und Durchführung.
Auswertung/ Ergebnisse des Jugendwettbewerbs
Der Einsendeschluß zum Jugendwettbewerb endete nach unserer Hauptversammlung. Etwas anders vom Schwerpunkt als ursprünglich erwartet, haben wir nur wenige Gedichte und Kurzgeschichten aber eine stattliche Zahl von Plakaten und Zeichnungen erhalten. Vielleicht besteht bei vielen eine zu große Scheu, sich mit literarischen Versuchen vor ihren Freunden lächerlich zu machen? Hier werden jedenfalls die Mutigen belohnt, sie haben bessere Gewinnchancen, als diejenigen, die das Plakatthema gewählt haben.
Es sind viele schöne und beeindruckende Arbeiten dabei, die wir ausstellen und auch in einer kleinen Dokumentation veröffentlichen wollen. Die Bewertung soll Ende Februar oder in der 1. Märzwoche erfolgen und wir beabsichtigen alle Teilnehmer am Wettbewerb zum multinationalen Abend einzuladen und dort die Preisverleihung durchzuführen.
(Rudolf Ostermann)
Minderheiten in Deutschland
Wir haben vor, ab und zu über Minderheiten in Deutschland zu berichten. Wir werden uns bei der Auswahl der Themen in erster Linie nach der Aktualität richten. Vielleicht sind aber auch mal Themen "nur so", dabei, weil wir sie interessant finden.
Unsere kurzen Darstellungen können den jeweiligen Themen natürlich niemals gerecht werden. Wir wollen nur gewisse Schwerpunkte anreißen und Gesprächsstoff liefern oder Argumente zur Diskussion stellen.
Unter "Minderheiten" verstehen wir Menschen, die sich selbst als Mitglieder einer Gruppe empfinden, die anders ist als die Mehrheit der Einwohner. Minderheiten können also eine andere Abstammung, eine andere Religion, andere Gewohnheiten haben als die meisten Menschen ihrer Umwelt. Dabei ist klar, daß unser Verein sich in erster Linie für ethnische, religiöse usw. Minderheiten interessiert.
Aus aktuellem Anlaß haben wir
für diese Ausgabe zwei Themen gewählt: Die Türken in Deutschland,
nicht nur weil diese bei der öffentlichen Diskussion um die Zulassung
der doppelten Staatsangehörigkeit im Mittelpunkt stehen, sondern vor
allem, weil sie die weitaus größte ethnische Minderheit darstellen.
Die Zukunft Deutschlands als demokratischer Staat und die Zukunft der deutschen
Gesellschaft werden entscheidend davon abhängen, ob und wie es gelingen
wird, die türkische Minderheit in Deutschland zu integrieren. Als
zweite Gruppe behandeln wir die Sinti und Roma wegen der aktuellen Diskussion
um die Landfahrer am Badesee und am Festplatz in Nieder-Roden.
(Wolfgang Schürer und Jean-Pierre Luyten)
Über deutsche Türken und
türkische Deutsche
Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl
der in Deutschland lebenden türkischen Staatsangehörige für
verschiedene Jahre. Die 2,1 Mio. in 1997 entsprechen etwa 2,6% der Gesamtbevölkerung:
Jahr | Anzahl |
1961 | 6.700 |
1970 | 429.000 |
1987 | 1.423.000 |
1997 | 2.100.000 |
Wie kam es zu dieser Entwicklung? In den 50er und 60er Jahren herrschte in der Bundesrepublik Deutschland ein großer Mangel an Arbeitskräften.
Der Zustrom an Aussiedlern aus Mittel- und Osteuropa und (bis zum Bau der Berliner Mauer) die Zuwanderung aus der DDR konnte diesen Mangel nicht beheben. Deshalb wurden gezielt Arbeitskräfte angeworben. Mit einzelnen Staaten rund ums Mittelmeer wurden Verträge abgeschlossen, und es kamen Millionen Arbeitskräfte mit zunächst befristeten Arbeitsverträgen nach Deutschland. So wurden von 1961 bis zum Anwerbestop im November 1973 860.000 Arbeitskräfte aus der Türkei angeworben.
Auf Wunsch der Industrie wurde 1964
die Begrenzung auf maximal 2 Jahre Aufenthalt aufgehoben, was - zusammen
mit der logisch daraus folgenden Familienzusammenführung - die Grundlage
dafür war, daß aus Arbeitsmigranten Einwanderer werden konnten.
Soviel dazu.
Die Zahlen muß man genau interpretieren.
Jeder, der die türkische Staatsangehörigkeit hat und nicht die deutsche, wird in dieser Statistik mitgezählt, auch wenn er hier geboren ist und vielleicht keine Bindung zur Heimat seiner Vorfahren hat.
Umgekehrt: Wer eingebürgert wird, fällt sofort aus der Statistik heraus, auch wenn er sich nach wie vor als Türke fühlt und sich so bezeichnet und vielleicht sogar die türkische Staatsangehörigkeit beibehält.
Deutsche, die zusätzlich die türkische
Staatsangehörigkeit erwerben, werden nicht mitgezählt, ebensowenig
Kinder aus binationalen Ehen, die oft von Geburt an beide Staatsangehörigkeiten
haben. Die Zahl dieser nicht mitgezählten deutsch-türkischen
Doppelstaatler in Deutschland wird auf einige Hunderttausend geschätzt.
An diesem Beispiel wird der Unterschied
zwischen der Staatsbürgerschaft (einem staatsrechtlichen Begriff)
und der Volkszugehörigkeit (einem ethnischen) deutlich.
Die sehr großen Unterschiede
innerhalb der Türkei, die jedem Reisenden auffallen, spiegeln sich
in der türkischen Bevölkerung in Deutschland wieder.
Die Türken in der Türkei (und somit auch die Türken in Deutschland) sind nämlich selbst keine homogene Gruppe.
Es gibt nicht nur große soziale
Gegensätze. Die Türkei ist auch ein Vielvölkerstaat.
Die größte und bekannteste
ethnische Minderheit in der Türkei bilden die Kurden, die vor allem
im Osten der Türkei beheimatet sind. Das Harenberg Länderlexikon
nennt 10,6%Kurden in der Türkei, andere Quellen rechnen bis zu 20%
der Einwohner der Türkei zu den Kurden.
Außerdem gibt es ca. 1% Araber und einige noch wesentlich kleinere Minoritäten wie Tscherkessen, Armenier, Griechen, Lasen, Bulgaren, Georgier usw.
Da die ethnischen Minderheiten als
solche nicht amtlich gezählt werden, gibt es zu deren Zahlen nur Schätzungen.
Die Zahlen, die man findet, variieren
stark. Man geht davon aus, daß etwa 25% der in Deutschland lebenden
türkischen Staatsangehörigen sich einer der genannten Minderheiten
zurechnen.
Auch auf religiösem und weltanschaulichem Gebiet bilden die Türken in der Türkei und in Deutschland keine ganz homogenen Gruppen. Die überwiegende Mehrheit gehört dem sunnitischen Islam an, der im Westen als gemäßigt gilt. Daneben ist die liberalere alevitische Richtung vertreten, der etwa ein Viertel der Bevölkerung angehört (Dumont Reisführer).
Außerdem insgesamt ca. 160.000 Christen und ca. 40.000 Juden (Fischer Weltalmanach).
In Rodgau wohnt übrigens eine
größere Gruppe aramäischer Christen mit türkischer
Staatsangehörigkeit.
Sind diese Türken, soweit Muslime, allesamt Fundamentalisten? Das Landesamt für Verfassungsschutz Hessen meint dazu u. a.:
Im Bundesgebiet leben etwa (...) 2,5 Millionen Muslime. Den islamisch-fundamentalistischen Organisationen sind 30.900 Muslime zuzurechnen, 2.700 davon leben in Hessen. (...)
Derzeit sind siebzehn islamisch-fundamentalistische
Gruppierungen in Deutschland aktiv. Hervorzuheben sind die türkischen
Organisationen wegen ihrer Mitgliederstärke (2.600 in Hessen) und
die arabischen Organisationen (100 in Hessen) wegen ihrer in den Heimatländern
geübten Militanz.
Diese 2.600 Hessen gehören fast
alle (etwa 2.500) der "Islamischen Gemeinschaft - Milli Görüs
e.V.", die zum Ziel hat, die laizistische Staatsordnung (d.h. die Trennung
von Kirche und Staat/ Gesetzgebung) in der Türkei zu beseitigen, aber
die Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele ablehnt.
Die restlichen 100 werden dem ICCB
("Verband der islamischen Vereine und Gemeinden e.V. Köln") zugerechnet,
der mit seiner konsequenten Abgrenzung zu anderen islamischen Gruppen und
seiner verbalen Befürwortung von Gewalt inzwischen isoliert dasteht.
Abgesehen von vereinzelten Flugblattaktionen ist der ICCB in Deutschland
bisher nach außen nicht in Erscheinung getreten.
(Quelle: Broschüre des Landesamtes für Verfassungsschutz).
(Wolfgang Schürer und Jean-Pierre Luyten)
Über Sinti, Roma und Zigeuner
Aus dem Pandschab, dem Fünfstromland
im indisch- pakistanischen Grenzgebiet, stammen die Vorfahren der verschiedenen
Stämme, die sich heute zur "Romanipe", der Gemeinschaft der Roma zählen
und die sich selbst schon in der Vergangenheit als Roma bezeichneten.
Dieses Wort bedeutete einfach "Menschen"
oder "Männer". Alle anderen Menschen nannten sie "Gadje (sprich: Gadsche)",
das bedeutet "Nicht-Roma".
Am Rande: Wußten Sie, daß
die sog. Eskimos "Inuit" genannt werden wollen? Das bedeutet "Menschen"!
Die Sprache aller Roma-Völker
stammt nach heute vorherrschender Meinung von der altindischen Sprache
Sanskrit und dem späteren Prakrit ab, hat aber je nach Wanderung der
Stämme und Einfluß verschiedenster Gastvölker in unterschiedlichem
Umfang Veränderungen erfahren und fremde Elemente aufgenommen.
Wußten
Sie, daß ihre Sprache "Romanes" oder "Romani Chib" seit Jahrhunderten
ausschließlich mündlich gelehrt und an die Nachkommen weitergegeben
wurde?
Es gibt daher kein eigenes traditionelles Schrifttum der Roma und somit auch keine Geschichtsschreibung. Insofern sind Daten über die genaue Herkunft, den Beginn und die Ursachen ihrer Wanderung sehr unsicher.
Sie können nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit als mühsames Puzzlespiel aus Mythen, indischen und persischen Heldenepen und den Erwähnungen in der Geschichtsschreibung anderer Völker zu einem Bild zusammengefügt werden.
Vor etwa 1200 Jahren begannen die Roma,
aus dem Pandschab auszuwandern. Sie zogen zuerst nach Persien (Iran), später
nach Mesopotamien (Irak) und Kleinasien (Türkei). Vor 1000 Jahren
erreichten sie Griechenland. Von der Balkanhalbinsel breiteten sie sich
über ganz Europa aus.
Gegenwärtig sind etwa 1% der Einwohner Europas Roma. In Deutschland gehört etwas weniger als 0,1% der Bevölkerung zu dieser Minderheit.
Genaue Zahlen gibt es nicht, weil viele
Sinti und Roma sich aus Angst vor Diskriminierung nicht offen zu ihrer
ethnischen Gruppe bekennen oder sie gar verleugnen. Andererseits ist es
schwierig, die fahrenden Gruppen, die es noch gibt, zahlenmäßig
zu erfassen und sie territorial zuzuordnen.
Mehrere unterschiedliche ethnische Gruppen haben sich bis heute erhalten, wobei der Name der größten - Roma - auch für die Gemeinschaft aller Gruppen verwendet wird. Daneben gibt es bedeutende Stämme wie die Calé (in Spanien) und die Sinti (in Deutschland), aber noch zahlreiche kleinere Gruppen in der ganzen Welt.
Man hat überall in der Welt die Roma mit unterschiedlichen Namen benannt, deren bekanntesten "Zigeuner", "Gypsies", "Gitanos" aber auch "Bohemiens" und "Tattern" (Tataren) sind.
Das Wort "Zigeuner" führen Sprachwissenschaftler auf das byzantinische Wort "Atcinganoi" (Unberührbare) zurück, das vermutlich von den persischen Wörtern "Asinkar" (Schmied) und "Ciganeh/ Tschinganeh" (Musiker oder Tänzer) stammt. In der Geschichte dieses Wortes spiegelt sich somit gut die Wanderung des Roma-Volkes wieder.
Die englische Bezeichnung "Gypsies" und die spanische "Gitanos" gehen darauf zurück, daß man früher die Heimat der Roma in Ägypten vermutete.
Das Wort "Zigeuner" hat aber heutzutage in Deutschland, besonders nach der Verfolgung und Vernichtung von "Zigeunern" in der Zeit der Nationalsozialisten, einen negativen Beigeschmack. Von den meisten in Deutschland lebenden Sinti und Roma wird es eher als Beleidigung oder Diskriminierung empfunden und so beginnt sich die Bezeichnung "Sinti und Roma" einzubürgern.
Die Sinti leben seit etwa 600 Jahren in Deutschland. 1407 sind Sinti in Hildesheim erstmals urkundlich erwähnt worden.
Die Männer bezeichnen sich übrigens als "Sinto", die Frauen als "Sintezza".
Fast alle Sinti in Deutschland haben die deutsche Staatsangehörigkeit.
Die übrigen Roma sind in Deutschland erst vor 150 Jahren eingewandert.
Gegenwärtig findet eine weitere
Einwanderung von Roma insbesondere aus Südosteuropa statt.
Ein Großteil dieser Roma sind
keine deutschen Staatsbürger.
(Quellen Rajko Djuric et. al. : Die
Geschichte der Roma und Sinti, Aufbau-Verlag Berlin 1996; Gesellschaft
für bedrohte Völker, Annelore Hermes (GfbV Göttingen) Internet-Artikel:
Die Geschichte der Sinti und Roma, Stand 1997)
(Wolfgang Schürer und Jean-Pierre Luyten)
Internationales Lesecafé
ab März in neuen Räumen
Das Internationale Lesecafé Rodgau ist ab Donnerstag den 25. März 1999 in seinem neuen Domizil zu finden. Im Städtischen Kindergarten (Kita) Am alten Weg 46 in Jügesheim, hat der Verein seine neuen Räumlichkeiten. Jeden Donnerstag Nachmittag zwischen 15.30 Uhr und 18.30 Uhr besteht die Möglichkeit hier nette Leute zu treffen und in angenehmer Atmosphäre Kaffee oder Tee zu trinken, Kuchen zu essen, sich auszutauschen, zu erzählen oder zuzuhören und selbstverständlich kann auch jeder an Lesungen teilnehmen.
Das neue Programm für das Jahr 1999 wird Anfang März in der örtlichen Presse vorgestellt bzw. bekanntgegeben. Unter anderem ist hier vorgesehen, neuen und unbekannten Autoren Gelegenheiten zu geben, Lesungen zu halten. Auch die bekannten Rodgauer Autoren werden weiterhin Lesungen abhalten. Darunter auch mit bisher unveröffentlichten Gedichten und Geschichten. Lesungen für Kinder werden ebenso stattfinden wie die Vorstellung von neu erschienen Büchern. An einem Nachmittag wird eine Rodgauer Mitbürgerin über ihren dreizehnjährigen Aufenthalt in Afrika berichten.
Über zahlreichen Besuch freuen wir uns. Anregungen sind uns herzlich willkommen.
Das Internationale Lesecafé
dankt dem Verein MunaVeRo für die Veröffentlichung!
(Ljubica Perkman)
Herausgeber und verantwortlich:
Wiesbadener Straße 83,
63110 Rodgau.
Tel: (06106) 733325 Fax: 886560
e-Mail: munavero@t-online.de
Verantwortlich für die Redaktion: Jean-Pierre Luyten,
Am Flachsberg 56, 63110 Rodgau
Redaktionsteam:
Peter Konrad,
Jean-Pierre Luyten,
Ljubica Perkman,
Wolfgang Schürer.
Weitere Autoren diese Ausgabe:
Elske Ostermann-Knopp
Rudolf Ostermann
Layout und Druck:
Rudolf Ostermann
An den Verein fürAnmeldung :
multinationale Verständigung Rodgau e.V.Wiesbadener Straße 83
63110 Rodgau
Hiermit melde ich meine/ unsere Teilnahme
am MunaVeRo Wochenende (27. -28. 11. 1999) auf der Burg Breuberg
verbindlich
an. (Kosten mit Übernachtung + Verpflegung je Person ca. 40 - 50 DM,
Aufschlag für 1- oder 2-Bettzimmer).
Name, Vorname :
Straße:
Postleitzahl/ Ort:
Telefon/ Fax:
Unterschrift:
Anzahl teilnehmende
Erwachsene / Kinder /
Alter der Kinder:
Spezielle Themenwünsche für Diskussion oder Referat:
Darüber möchte ich diskutieren:
Darüber sollte jemand vortragen:
Sonstige Wünsche/ Vorschläge: